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29.06.2021

«Kinder sind ehrlich!»

Die Hölsteiner Schulnachrichten interviewten die Schulsozialarbeiterin Mirjam Nold. Dabei entstand ein eindrückliches Portrait ihrer wertvollen Arbeit.

Schulsozialarbeit in Hölstein

Seit August 2020 wird die Primarschule Hölstein von unserer Schulsozialarbeiterin Mirjam Nold darin unterstützt, unsere Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu stärken. Wir freuen uns sehr, Ihnen die Schulsozialarbeit vorzustellen.

Frau Nold, bitte stellen Sie sich kurz vor.
Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und habe eine kleine Tochter. Ausserdem mache ich gern Sport und treffe mich am liebsten mit Menschen, die mich inspirieren.  

Ich bin ausgebildete Sozialpädagogin und habe mich nach der Arbeit in der offenen Kinder- und Jugendarbeit für die Schulsozialarbeit begeistert, da mir die Beratung von Kindern und Jugendlichen schon länger ein Anliegen ist.

Was genau ist Schulsozialarbeit und welches sind Ihre Hauptaufgaben?
Schulsozialarbeit stellt ein niederschwelliges, in den Schulalltag eingebettetes Beratungsangebot für Schulkinder, Lehrer und Eltern dar. Es geht in erster Linie darum, den Kindern das Lernen zu ermöglichen. Schulische Bildung wird mit sozialer Bildung ergänzt und Kinder werden dabei unterstützt, sich in der Klasse oder in der Schule zu integrieren.

Wenn ein Kind nicht lernen kann und deshalb auffällig wird, stehen oft soziale Probleme dahinter. Es geht also immer darum, einen ganzheitlichen Blick auf die Situation zu werfen und die passende Unterstützung zu bieten.

Welche Personen können Ihre Beratung und Hilfe in Anspruch nehmen?
In erster Linie bin ich für die Schülerinnen und Schüler da, die ohne bürokratischen Aufwand Beratungsgespräche in Anspruch nehmen können. Ich berate auch über den schulischen

Kontext hinaus und beziehe die Eltern mit ein. Es ist wichtig zu wissen dass auch Eltern sich auf direktem Weg jederzeit per Telefon (077 501 48 07) oder per Mail (mirjam.nold@jsw.swiss) an mich wenden können. Gerne vermittle ich das Kind oder die ganze Familie weiter an eine weiterführende Beratungsstelle. Zudem biete ich niederschwellige Beratungen für Lehrpersonen im Schulalltag.

Wie sieht ein Arbeitstag bei uns der Schule aus?
Ich bin jeweils einen Vor- und einen Nachmittag in der Woche an der Schule.

Am Morgen vor der Pause habe ich eine Fachgruppensitzung und danach jeweils kurz Zeit, den Tag vorzubereiten und alle Mails zu beantworten. Dann ist die Pause meist gefüllt mit Spontangesprächen von Kindern oder Lehrpersonen. Danach habe ich meistens vereinbarte Termine bis zum Mittag und darüber hinaus, anschliessend wechsle ich das Schulhaus.

Am Nachmittag finden viele Telefonate statt und vereinbarte Gesprächstermine, Klasseninterventionen oder Sitzungen. Jeder Tag ist anders und meistens sehr bunt und abwechslungsreich, das gefällt mir sehr.

Welche «Sternstunden» haben Sie mit Ihren Schützlingen schon erlebt?
Am meisten begeistert es mich, wenn ich miterleben darf, wie ein Kind auf dem Weg zum selbstgesteckten Ziel einen Fortschritt macht oder plötzlich eine Lösung auftaucht in einer Situation, die zuerst ausweglos schien. Kinder sind ehrlich. So niedergeschlagen, wie sie manchmal in die Beratung kommen, teilen sie genauso ehrlich die Freude, wenn ein Problem gelöst ist. Da darf ich dann oft dabei sein – das ist sehr bereichernd.

Welchen Herausforderungen begegnen Sie in Ihrer Arbeit?
Viele Fälle sind sehr komplex und es ist immer wichtig, die richtigen Personen wie Mitschüler/innen, Eltern oder Lehrpersonen zum richtigen Zeitpunkt und natürlich nur in Absprache mit dem Schulkind, mit ins Boot zu holen. Hier muss mit viel Feingefühl gearbeitet werden. Diese Komplexität ist manchmal herausfordernd aber natürlich auch spannend.

Die grösste Herausforderung ist aber die wenige Zeit, die mir für die vielen Anliegen zur Verfügung steht.

Welche weiteren Angebote vom KJF können Kinder, Familien und Jugendliche aus Hölstein nutzen?
Durch einen Leistungsvertrag mit der Gemeinde Hölstein steht allen Einwohnern die Familien-, Kinder- und Jugendberatung Helpnet / Birmannstiftung gratis zur Verfügung.

Hier vermittle ich sehr gerne Beratungsgespräche, da diese Berater mit viel Engagement und Erfahrung arbeiten. Weiter bin ich gut vernetzt mit diversen anderen Beratungsstellen und setze mich gerne auch für individuelle Anliegen ein.

Was wünschen Sie sich und der Schule Hölstein für Ihre weitere Arbeit?
Ich wünsche mir weiterhin von den Schulkindern, Eltern und Lehrpersonen so viel Offenheit, das Angebot der Schulsozialarbeit zu nutzen. Sich Unterstützung zu holen in einer herausfordernden Situation kostet womöglich immer Überwindung, aber es dient schlussendlich dazu, sich weiterzuentwickeln. Daher freue ich mich weiter über alle Kontaktaufnahmen.

Wir danken herzlich für das Interview und wünschen Frau Nold viel Freude und Energie bei ihrer Arbeit!

Zwei Lehrpersonen berichten aus persönlicher Sicht, wie die Schulsozialarbeit sie im Schulalltag unterstützt.

"Mein Beruf als Lehrperson beschränkt sich längst nicht nur auf das Vermitteln von Lerninhalten. Viele Kinder tragen ihre persönlichen und familiären Probleme in die Schule und bevor sie mit so einem Rucksäckli überhaupt bereit für die Aufnahme von Lerninhalten sind, braucht es oft Gespräche. Wir nehmen uns diese Zeit nach Möglichkeit immer, zunehmend auch präventiv, indem wir zu Beginn eines Tages im Kreis gemeinsam ankommen und darüber sprechen, wie wir in den Tag gestartet sind und was von dem, was uns grad beschäftigt, uns vom Lernen abhalten könnte. Dabei befinde ich mich ständig in einem Zwiespalt. Gewisse Probleme sind grösser, als dass sie innerhalb des Klassenkreises gelöst werden können oder betreffen wirklich nur ein einzelnes Kind. Gleichzeitig sitzt mir die Zeit im Nacken, denn Priorität haben das Lernen und die Wissensvermittlung. Mich entlastet es enorm, wenn ich diese Kinder dann an die Sozialarbeiterin verweisen kann. Wir haben den Kindern versichert, dass das, was sie dort besprechen, auch dort bleibt und ich gerate so auch nicht in eine Sandwichposition zwischen Eltern und Kind. Die Kinder gehen gerne und mit allerlei Sorgen und Sörgeli zu Mirjam. Manchmal reicht ein kurzes Pausengespräch und das Kind kommt frohen Mutes und gestärkt wieder zurück in den Unterricht. Manche Probleme benötigen längere Begleitung und die Kinder äussern immer wieder, wie sehr sie es schätzen, dass sie Mirjam jederzeit auch schreiben oder telefonieren können. Diesen niederschwelligen Beratungsdienst empfinde ich als grosse Hilfe und ich bin dankbar, dass uns die Gemeinde dies ermöglicht hat."

Meine Eindrücke zur Schulsozialarbeit

Da wir im Rüebmatt Schulhaus etwas weiter von Mirjams Büro entfernt sind, hatte ich anfangs ehrlicherweise nicht die Erwartung, viel von der Schulsozialarbeit profitieren zu können. In der Unterstufe würden die Kinder nicht alleine zu Mirjam gehen - dachte ich mir - so dass ein Beziehungsaufbau nicht möglich sei.

Mit ihrer offenen Art zeigte Mirjam uns jedoch gleich zu Beginn des Schuljahres, dass sie auch für die Kinder der Unterstufe ein offenes Ohr hatte. Sie stellte sich mit einem eindrücklichen Bilderbuch vor, so dass die Kinder eine grobe Idee hatten, wozu sie da war. Sie teilte uns ausdrücklich mit, dass jedes Kind bei ihr willkommen sei. Von da an schickte ich wöchentlich die Kinder zu Mirjam, bei denen ich das Gefühl hatte, den Zugang nicht richtig zu finden. Als Klassenlehrperson fehlt mir oftmals die Zeit, einzeln für die Kinder da zu sein, obwohl sich viele Kinder dies wünschen würden. Ich war froh, dass Mirjam nun einen Teil dieser Aufgabe übernehmen und mit den Kindern einzelne Situationen reflektieren konnte.

Die Kinder gehen gerne zu Mirjam und sie fragen jede Woche nach ihr nach. Und auch mir hilft es zu wissen, dass ich Unterstützung habe und Konflikte der Klasse mit jemandem teilen kann. Ich freue mich sehr, dass die Schulsozialarbeit nun Teil der Primarschule Hölstein geworden ist!

Auch unsere Schulkinder berichten in kurzen Statements und zeigen, wie wichtig die Schulsozialarbeit für alle Beteiligten ist.

  • "Die Schulsozialarbeit ist toll, da Kinder die manchmal verschlossen sind, dann wieder fröhlich werden." (2. Klasse)
  • "Ich finde es toll, dass Mirjam uns hilft, wenn wir Probleme haben. Dank ihr bin ich viel besser mit allem klargekommen."(5.Klasse)
  • "Ich finde die Schulsozialarbeiterin super, weil ich mit ihr über alles reden kann und ihr vertraue."(5.Klasse)
    "Ich kann mit der Schulsozialarbeit meine Ziele schaffen." (5. Klasse)
  • "Die Schulsozialarbeit ist gut, weil sie anderen hilft, auch mir. Die Schulsozialarbeit ist toll."(5.Klasse)
  • "Ich finde die Schulsozialarbeit sehr wichtig, weil man sich so Hilfe holen kann und vertrauen kann."(5.Klasse)

 Interview: Isabelle Rudin

Wichtige Kontaktadressen für Kinder und Familien:

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